Wachstum und Selbstschutz
Ich komme gerade von der Praxisoffensive in Neuss und habe von meiner Praxis bzw. meinem Team berichten dürfen. Seit letztem Jahr habe ich riesige Schritte für mich und meine Führungskompetenz gemacht.
Ich bin für mich selbst viel klarer, was ich brauche, um meine Energie aufrecht zu erhalten.
Ehrlicherweise schaffe ich es noch nicht, mir so viele Freiräume zu schaffen, wie es vermutlich erforderlich wäre. Dazu nimmt die gesamte Praxis und die Entwicklung noch immer mehr an Fahrt auf.
Das ist auf der einen Seite schön zu sehen, dass unsere Idee von Praxiskonzept angenommen wird und die Patienten weiter zu uns kommen.
Auf der anderen Seite weiß ich, dass ich dieses Tempo auf Dauer nicht gehen kann und ich das mittelfristig verändern muss.
Immerhin starte ich seit einiger Zeit morgens eine viertel Stunde später, um meinen Morgen zu entstressen.
Das ist kein großer Verlust an Behandlungszeit, gibt mir aber morgens ein bisschen mehr Luft, ohne hetzen oder noch früher aufsehen zu müssen.
Der nächste Schritt wird sein, meine Behandlungsstunden zu reduzieren, um die Zeit für mein Büro und das große „Drumherum“ nutzen zu können.
Führung ist lernbar – der Schlüssel zu mehr Klarheit
Ich habe mir Zeit genommen, das Führungshandwerk bei Verena Faden weiter und fundiert zu lernen. Unsere Idee, wie sich die Praxis für Alle anfühlen soll, kann ich mittlerweile besser und zielgerichteter umsetzen.
Damit sind längst nicht alle Konflikte vermieden und es wäre auch eine Illusion, dass es keine Probleme mehr gibt. Aber ich kann anders damit umgehen.
Warum echte Führung auch unangenehm sein darf
Diese Erfolge kommen schrittweise und sind auch immer wieder von Dämpfern begleitet, aber es geht voran. Im Ergebnis wird das Team stabiler und wir wachsen nicht nur in der Teamgröße, sondern auch in unserer Teamkompetenz.
Vor allem versuchen wir transparent mit unserer eigenen Entwicklung umzugehen und auch nach außen zu zeigen, wenn Dinge mal nicht funktionieren. Die Rückmeldungen dazu aus der Community erschüttern mich immer wieder, obwohl ich die Welt der ZFAs aus meiner eigenen Zeit ja bestens kenne. Aber es ist so schade zu sehen, wie sehr manche Praxisinhaber das Thema Führung ignorieren und damit in Kauf nehmen, langfristig das Team sauer zu fahren und am Ende zu verlieren.
Unangenehm wahr
Natürlich ist es unangenehm, sich mit Dingen zu befassen, die man noch nicht gut kann. Das kann am Selbstverständnis und manchmal auch am Ego kratzen, wenn man ehrlich zu sich selbst ist.
Führung gegen den Fachkräftemangel
Sich nicht mit Führung zu befassen und seine eigene Führungsfähigkeit aufzubauen, führt auf Dauer nicht nur zu schlechter Stimmung und letztlich Fluktuation. Es treibt Fachkräfte komplett aus dem Beruf – und das können wir uns als Zahnärzte insgesamt schlicht nicht mehr leisten.
Ich bin überzeugt, dass ein großer Teil unseres Fachkräftemangels ein selbstverschuldetes Problem in unserem Berufsstand ist. Blöderweise müssen die nachfolgenden Generationen an Praxisinhabern die Fehler einer Generation ausbaden, die es nicht mehr oder nur noch kurz betrifft.